Impotenz / Errektionsstörung
Definition
Als Erektionsstörung (Erektile Dysfunktion; ED) bezeichnet man eine anhaltende oder wiederkehrende Unfähigkeit, eine Erektion zu erlangen oder aufrecht zu erhalten, die für eine befriedigende sexuelle Funktion ausreichend ist.
Häufigkeit
Die Häufigkeit von Potenzproblemen ist vom Alter des Mannes
abhängig und von seinem Gesundheitszustand.
Mit zunehmendem Alter und mit vorliegen von Erkrankungen nimmt auch die
Wahrscheinlichkeit zu, eine Erektionsstörung zu entwickeln.
Laut einer Österreichischen Studie aus dem Jahr 2005 mit 2869 Teilnehmern
leidet
· zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr jeder 5.
· zwischen dem 41. und 50. Lebensjahr jeder 4.
· zwischen dem 51. und 60. Lebensjahr jeder 3.
· und ab dem 61. Lebensjahr jeder 2. Mann
an irgendeiner Form von Erektionsstörung (leichte, mäßig, schwer)
Ursachen
So einfach und natürlich Sexualität auf der einen Seite ist, so hochkompliziert und störanfällig ist sie auf der anderen Seite. Zahlreiche körperliche Faktoren müssen intakt sein, um eine ungestörte Sexualreaktion auslösen zu können. Medikamente, Operationen und Erkrankungen können dieses sensible Gleichgewicht stören. Ebenso störanfällig ist Sexualität auf psychische und soziale Belastungen.
körperliche Ursachen
Eine ungestörte Erektion braucht ein gesundes Gehirn, gesunde Nervenbahnen und Blutgefäße zu und weg von den Genitalen, einen ausgeglichenen Hormonhaushalt und gesunde Genitalien.
Wann immer eine dieser Strukturen durch Fehlentwicklungen, Entzündungen, Tumore, Verletzungen und Narben gestört wird, resultiert daraus die Möglichkeit einer Erektionsstörung.
Sexualrelevante Erkrankungen
Folgende Erkrankungen werden sexualrelevant genannt, weil sie sich negativ auf die Sexualität auswirken können.
· Herz-Kreislauf- Erkrankungen (z.B.: Bluthochdruck, Angina pectoris, Herzinfarkt)
· urologische Erkrankungen (z.B.: gutartige Prostatavergrößerung, Prostata-, Blasenkarzinom)
· Gynäkologische Erkrankungen (immer wiederkehrende Pilzinfektionen, Harn-Inkontinenz)
· Stoffwechsel- Erkrankungen (z.B.: Diabetes mellitus, erhöhtes Cholesterin)
· hormonelle Erkrankungen (z.B.: Schilddrüsenüber-, und -unterfunktion)
· neurologische Erkrankungen (z.B.: Multiple Sklerose, M. Parkinson, Hirnschlag)
· psychiatrische Erkrankungen (z.B.: Depression, Burnout, Panikattacken)
· Suchterkrankungen (z.B.: Medikamentenmissbrauch, Alkoholismus)
· Erkrankungen des Bewegungsapparates (z.B.: rheumatische Erkrankungen, Arthrosen)
· dermatologische Erkrankungen (z.B.: Lichen sclerosus, Psoriasis)
· Magen-Darm Erkrankungen (z.B.: chronisch entzündliche Darmerkrankungen)
· Infektionskrankheiten (z.B.: Hepatitis)
Medikamente, welche die Erektion beeinflussen können
Prinzipiell sollte man alles tun, um Erkrankungen, welche
die Sexualität negativ beeinflussen, zu beheben oder sie zumindest positiv zu
beeinflussen. Dafür steht uns zum Glück eine Vielzahl von hervorragenden
Medikamenten zur Verfügung.
Medikamente können aber leider auch als Nebenwirkung einen negativen Einfluss
auf die Sexualität haben.
Falls Sie eine solche Veränderung nach der Einnahme eines Medikamentes
festgestellt haben, dann sprechen Sie UNBEDINGT mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt
darüber, sie/er wird mit Ihnen besprechen, welche Möglichkeiten Ihnen offen
stehen, um wieder eine ungestörte Sexualität leben zu können.
Die Sexualität ist vor allem Störungsanfällig durch die Einnahme von
Medikamenten, die im Gehirn wirken, den Hormonhaushalt, das Nervensystem und
die Durchblutung beeinflussen.
Verletzungen, Operationen und Bestrahlungen, welche die Erektion beeinflussen können
Prostata-, Blasen- und Rektumoperationen (-verletzungen),
Gefäßoperationen(-verletzungen) im Bauchraum, Operationen an der Wirbelsäule
und im Gehirn können Erektionsstörungen verursachen.
Bestrahlungen im sensiblen Bereich des kleinen Beckens können ebenfalls zu
Erektionsstörungen führen.
Psychosoziale Ursachen
Sollte Ihnen Ihre Ärztin oder Ihr Arzt sagen, dass Sie
“organisch nichts haben” und dass Sie “ein psychisches Problem haben”, dann
seien Sie nicht geknickt. Übersetzt heißt das, dass die ÄrztInnen zum Glück
keine körperlichen Ursachen für die Erektionsstörung gefunden haben und/oder
sie keine weiteren Erklärungen für die Sexualstörung haben.
Es gibt aber eine große Anzahl von Ursachen für Ihre Erektionsstörung, die sehr
wohl einen Namen und eine Erklärung haben. (Stress, Unsicherheit,
Selbstbeobachtung, private und berufliche Belastungen ...)
Wie aus solchen Irritationen körperliche Symptome entstehen können, ist leicht
erklärt. Neurobiologie ist das Spezialgebiet, das sich damit beschäftigt.
Schaltzentrale Gehirn
Alle in unserem Gehirn abgespeicherten Erfahrungen und Erinnerungen beeinflussen die Zusammensetzung der Botenstoffe im Gehirn. Diese erzeugen in bestimmten Situationen der Gegenwart ein Gefühl des Wohlbehagens, der Sinnlichkeit und der Geborgenheit - oder aber der Anspannung, Angst, des Unbehagens und den Wunsch, diese Situation zu meiden. Je nachdem, welches System durch die Emotionen aktiviert wird (Anspannung oder Entspannung) wirkt sich das förderlich oder behindernd auf unsere Sexualität aus.
Die Psyche versucht, alte negative Gefühle mit allen Mitteln zu vermeiden und kann nur auf die Lösungsmuster zurückgreifen, die wir uns im Laufe des Lebenszugelegt haben. Mit den alten Lösungsmustern gelingt es uns oft nicht die gerade anstehenden Probleme zu bewältigen. Unser Körper gehorcht aber neurobiologischen Gesetzen. Anspannung/ Angst /Irritationen bewirken, dass andere Botenstoffe ausgeschüttet werden als bei Freude und Entspannung. Wenn wir uns also im Beziehungsalltag nicht zu unseren Bedürfnissen und Gefühlen stehen, uns ständig verbiegen, macht der Körper das, was für ihn in der Situation richtig ist. Im Falle von Erektionsstörungen streikt dann der Penis, es kommt zu keiner Erektion.
Diagnose
Um eine seriöse Diagnose stellen zu können, müssen einige Punkte geklärt werden.
Allgemeine Krankheitsgeschichte
Hier sollten alle Erkrankungen, Operationen, Bestrahlungen, Verletzungen, Medikamente erfragt werden, die eine Erektionsstörung verursachen können.
Spezielle Fragen zur Sexualität
Folgende Informationen sollten erhoben werden:
· Seit wann besteht die Erektionsstörung (ED)?
· Wie hart wird der Penis? (Reicht es zum Eindringen in die Scheide? Bleibt er bis zum Orgasmus steif?)
· Vorzeitiges Abschwellen des Penis (Wird er vor Erreichen des Orgasmus kleiner?)
· Gibt es morgendliche und nächtliche Erektionen?
· Ist die Störung situations- partner-/praktikabhängig? (im Urlaub, mit Geliebter, bei Selbstbefriedigung, usw.)
· Zufriedenheit mit der Sexualität VOR Auftreten der ED?
· Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs früher/jetzt?
· Liegt eine andere Sexualstörung vor? vorzeitiger Samenerguss, Orgasmusstörung, Lustlosigkeit ?
· Hat die/der PartnerIn Sexualprobleme?
· Wie geht es der/dem PartnerIn mit der Problematik?
· Haben Sie mit ihr/ihm darüber gesprochen?
· Weiß sie/er vom Arztbesuch?
· Was haben Sie bisher gegen ED unternommen?
· Mit welchem Erfolg?
· Ursachen aus Ihrer Sicht?
Körperliche Untersuchung
Ideal wäre es, wenn die Ärztin/der Arzt Sie ganz nackt untersucht, damit sie/er sich ein besseres Gesamtbild machen kann. Folgende Punkte sollten geklärt werden:
· Fettleibigkeit?
· Vergrößerung der männlichen Brust?
· Auffällige Fettansammlung innerhalb des Bauchraumes (erhöhter Bauchumfang)?
· Abtasten der Leber und Leistengegend
· Genitalbehaarung?
· Hodengröße und Festigkeit, etwaige Krampfadern
· Vorhautverengung (Phimose)?
· Abtasten des Penisschaftes, um Verhärtungen (Induratio penis plastica) zu entdecken
· Mastdarm (Rektale) Untersuchung
· Prostatauntersuchung mittels Ultraschall
Weiterführende Diagnostik
Von einigen Urologen wird zur Beurteilung der Durchblutungssituation des Penis eine Schwellkörper- Pharmakotestung & Doppler-/Duplexsonographie durchgeführt.
Labordiagnostik
Bei Anhaltspunkten für das Vorliegen einer hormonellen Störung als Ursache der ED empfiehlt sich die Bestimmung von:
· Testosteron/SHGB (daraus lässt sich das aktive (freie) Testosteron errechnen
· Östradiol
· FSH/LH
· Prolaktin
· DHEAS
· TSH, fT3/fT4
Therapie
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