Psoriasis (Schuppenflechte) und Sexualität
Die Haut ist ein zentrales Organ für das individuelle Wohlempfinden und Selbstwertgefühl. Der Ausdruck „sich in seiner Haut wohlfühlen“ kommt nicht von ungefähr. Hauterkrankungen haben daher sehr oft eine negative Auswirkung auf die Betroffenen, die mit einem großen Leidensdruck und starker Beeinträchtigung der Lebensqualität einhergehen kann.
Definition
Unter Psoriasis (auch Schuppenflechte) versteht man eine chronisch entzündliche Erkrankung der Haut, die meist in Schüben auftritt. Die Psoriasisherde sind scharf begrenzte Hautrötungen, die von groben, locker sitzenden silbrig-weißen Schuppen bedeckt sind. Besonders - jedoch nicht nur - betroffen davon sind die Haut unter den Kopfhaaren, Ellbogen, Knie sowie Kreuz- und Steißbeinregion.
Auswirkungen auf die Sexualität
Psoriasis ist eine lebenslange Erkrankung, die schubweise verläuft, das heißt, es treten immer wieder Erkrankungsphasen auf, die die Partnerschaft sehr belasten können.
Vermindertes Selbstbewusstsein schränkt die Partnerwahl ein, viele PatientInnen mit schwerer Psoriasis wagen es nicht, sich zu binden oder Kinder zu bekommen. Bestehende Partnerschaften zerbrechen oft an der Erkrankung.
Aus unterschiedlichen Studien zeichnet sich ein einheitliches Bild:
· Menschen mit Psoriasis leiden deutlich häufiger unter sexuellen Funktionsstörungen, als die durchschnittliche Bevölkerung.
· Psoriasis-PatientInnen mit Sexualstörungen empfinden ihre Hauterkrankung meist als stärker ausgeprägt.
· Umgekehrt empfinden Personen mit stark ausgeprägter Psoriasis ihre Sexualität dadurch auch stärker beeinträchtigt.
· Bei einer Störung der Sexualität wird also die Krankheit als negativer empfunden, der subjektiv empfundene Schweregrad der Erkrankung nimmt für die Betroffenen zu.
Eine deutschlandweite Querschnittstudie, die in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Psoriasis Bund durchgeführt wurde, ergab, dass jede fünfte Frau mit Psoriasis unter Erregungsstörungen und sexueller Aversion leidet. Mehr als ein Viertel der Betroffenen (Männer und Frauen) fühlt sich in der gemeinsamen Sexualität stark oder sehr stark von der Psoriasis eingeschränkt, ein gutes Drittel wiederum nicht eingeschränkt.
In einer Studie (Niemeier und Mitarbeiter, 1997) wurde gezeigt, dass Psoriasis-PatientInnen deutlich gehemmter im sexuellen Kontakt waren und auch weniger dazu bereit waren, Zärtlichkeiten auszutauschen. Diese in ihrem sexuellen Erleben eingeschränkten Personen litten im Vergleich zu anderen an Psoriasis Erkrankten auch stärker an Gelenksbeschwerden und Psoriasis an der Genitalregion, zudem unter allgemein stärkerer Hautschuppung , stärkerem Juckreiz sowie Neigungen zu depressiven Verstimmungen.
Partnerschaft
Bei den PartnerInnen der Erkrankten, die ebenfalls in die oben angeführte deutschlandweite Befragung mit einbezogen wurden, fühlten sich jedoch 91 Prozent in der Sexualität nicht von der Hauterkrankung gestört. Diese Zufriedenheit der Partner/innen kann eine positive Auswirkung haben: Sie reduziert den störenden Einfluss der Psoriasis auf die gemeinsam gelebte Sexualität.
Es besteht ein deutlicher Zusammenhang zwischen der Qualität der Partnerschaft und der subjektiven Beeinträchtigung im Sexualerleben. Wird die Partnerschaft stabil und positiv erlebt, stärkt dies das Selbstbewusstsein und das Erleben einer unbeschwerten Sexualität.
In guten Partnerschaften nimmt der Einfluss der Psoriasis auf die Sexualität daher stark ab, die emotionale Sicherheit ermöglicht es den Betroffenen, sich trotz Erkrankung in ihrer Haut wohl zu fühlen. Ein Zusammenhang zwischen der Qualität der Beziehung und der tatsächlichen Schwere der Erkrankung besteht jedoch nicht.
Aufklärung
Auffällig ist auch der Wunsch nach mehr Aufklärung: Beinahe die Hälfte der Betroffenen wünscht sich eine bessere sexualmedizinische Beratung. Von diesen hatten 80 Prozent keinerlei Informationen zum Thema Psoriasis und Sexualität und Partnerschaft bekommen.
Lösungsansätze
Sexualprobleme sind also bei Psoriasis-PatientInnen weit verbreitet und je ausgeprägter die Psoriasis ist, desto mehr beeinträchtigt sie die Sexualität. Daher
· ist eine konsequente dermatologische Behandlung zu empfehlen, um das Hautbild zu verbessern.
· Bei Auftreten von sexuellen Problemen ist es das Beste, mit der Partnerin/ dem Partner darüber zu reden und/oder sich schnell professionelle Hilfe zu holen, wenn man alleine nicht weiter kommt.
Funktionsstörungen können auch die Folge von Begleiterkrankungen der Psoriasis sein (z.B. Bluthochdruck, Diabetes oder Metabolisches Syndrom) die durch die chronische Entzündung auftreten können. In diesen Fällen ist auch eine Therapie der Begleiterkrankung notwendig.
Mit modernen Therapien, die beim Facharzt erfragt werden können, hat man gute Chancen, erscheinungsfrei zu werden. Je früher die Psoriasis behandelt und damit die Entzündungsprozesse reduziert werden, umso eher lässt sich an ein normales Leben denken.
Autorin
Dr. Elia Bragagna (Januar 2012), Quellen: Sexuologie (11/2004): Rothermund, E.; Schwarzer, D.; Schulze, P.; Friedrich, M.; Sterry, W.; Beier, K.: Sexualität und Partnerschaft bei Psoriasis: 98-106
Niemeier, V.; Winckelesser, T.; Gieler, T. (1997): Hautkrankheit und Sexualität. Hautarzt 48: 629-633.
mit freundlicher Genehmigung von www.sexmedpedia.at