Krebs und Sexualität

 

 

Die Diagnose einer Krebserkrankung stellt für die meisten betroffenen PatientInnen einen Einschnitt, ja einen Wendepunkt in ihrem Leben dar. Dies betrifft nahezu alle Aspekte des Lebens - und damit auch die Sexualität.

Sowohl die Erkrankung selbst als auch die damit verbundenen und erforderlichen Behandlungen können Einflüsse auf das Sexualleben haben. Dabei spielen unmittelbare körperliche Beeinträchtigungen ebenso eine Rolle wie psychische Belastungen und daraus resultierende Hemmungen im Umgang mit der eigenen Sexualität.

Obwohl Sexualität für die meisten Menschen einen wichtigen Teil ihres Lebens darstellt, werden Probleme im Sexualleben, die sich aus einer Krebserkrankung ergeben, nur selten in Partnerschaften und kaum jemals mit den behandelnden OnkologInnen besprochen. Ein offener Umgang mit Fragen der Sexualität kann jedoch oftmals zur Überwindung von Hemmungen und zu einem beglückenden Sexualleben trotz der Tumorerkrankung beitragen.

 

Beeinträchtigungen und ihre Ursachen

 

Im Rahmen einer Krebserkrankung kann es durch vielfältige Einflüsse zu Störungen des Sexuallebens kommen. Ursächlich dafür sind

·         unmittelbare Auswirkungen der Erkrankung,

·         Folgen der chirurgischen oder medikamentösen Therapien,

·         aber auch emotionale Aspekte, die mit der Krebserkrankung verbunden sind.

Der Tumor selbst kann durch seine Größe und sein Wachstum Organe, Nerven und Blutgefäße, die wichtige Funktionen erfüllen, beeinträchtigen, wie dies beispielsweise bei Tumorerkrankungen der weiblichen und männlichen Geschlechtsorgane vorkommt.

 

Auswirkungen der Therapie

 

Die onkologische Behandlung ruht auf drei Säulen:

·         Chirurgie

·         Strahlentherapie

·         medikamentöse Therapie: Chemo-, Hormon- und Immuntherapie

Diese können das Sexualleben in unterschiedlicher Weise beeinträchtigen.

·         Als Folge der chirurgischen Therapien kann es zu Ausfällen von Nervenbahnen kommen, die für Empfindung, Erregung, Orgasmus und Ejakulation wichtig sind.

·         Strahlentherapie kann in Geweben, die in der Nähe des Zielgebietes liegen Beeinträchtigungen durch länger dauernde Entzündungen hervorrufen.

·         Die medikamentöse Krebsbehandlung kann zu herabgesetzter und gestörter Funktion von Nervenbahnen (Neuropathie) führen. Antihormonelle Behandlungen haben das Ziel, die tumorbegünstigende Wirkung von Sexualhormonen auszuschalten. Dies kann jedoch mit unerwünschten Folgen, wie herabgesetzter Libido, verminderter Erektionsfähigkeit, Gewichtszunahme und Wallungen verbunden sein.

 

Geschlechtsverkehr

 

Sexualität und ein erfülltes Sexualleben ist nicht vom Geschlechtsverkehr allein bestimmt. Viele Menschen finden während einer aktiven Krebserkrankung oder in den Phasen der Behandlung andere Wege der Nähe und Zärtlichkeit. Dennoch stellt Geschlechtsverkehr für viele einen wichtigen Teil des Sexuallebens dar.

Es gibt nur wenige Gründe dafür, von Geschlechtsverkehr bei Krebserkrankung abzuraten:

·         Dazu gehört die Zeit unmittelbar nach einer Operation.

·         Meist besteht ohnedies eine Zeit erhöhter Ruhebedürftigkeit und Schwäche, die die Libido beeinträchtigt.

·         Darüber hinaus muss auf Wundheilung und eventuelle Schmerzen Rücksicht genommen werden.

·         Auch bei aktiven Infektionen muss von sexueller Aktivität abgeraten werden, um eine mögliche Ansteckung zu verhindern.

·         Zuletzt sind Episoden im Krankheitsverlauf zu erwähnen, in denen eine starke Unterdrückung des Immunsystems besteht. In solchen Phasen, wie sie unter anderem unmittelbar nach intensiveren Chemotherapien auftreten können, ist die Gefahr von Infektionen, zum Beispiel im Harntrakt, erhöht, so dass vorübergehend von Geschlechtsverkehr abgeraten werden muss.

 

Autor

Dr. Clemens Leitgeb (Februar 2011), Weiterführender Artikel auf SexMedPedia

 

mit freundlicher Genehmigung von www.sexmedpedia.at